Methodische Annäherungen an Ton- und Bild-Quellen bei Popkult60

Mit dem Beat Club nach London! Methodische Annäherungen an Ton- und Bild-Quellen bei Popkult60 am Beispiel von „Beat-Club“ und „Top 20“ von Radio Luxembourg

Der zweite Workshop der Popkult60-Forschungsgruppe fand vom 29. bis zum 31. Oktober 2018 in Luxemburg statt. Neben Vorträgen und Diskussionen zum Spannungsfeld Amerikanisierung und Europäisierung beschäftigten wir uns auch vertieft mit den Herausforderungen der Arbeit mit Fernseh- und Radio-Quellen:

click to play

Ausgehend von ihrem Teilprojekt über europäische Jugendmedien zeigte uns Popkult60-Forscherin Aline Maldener am Beispiel des Beat Club vom 27. August 1966, wie die Moderatorin Uschi Nerke den deutschen Zuschauern die junge Londoner Clubszene am Beispiel des Tiles Club näherbrachte.

card

Beat Club, Nr. 11, 27.08.1966. Moderatorin Uschi Nerke mit Barbara, die als Au-pair-Mädchen für ein Jahr nach London gekommen ist und sich als Bardame im Mod-Club „The Tiles“ das Geld für die Heimfahrt verdient

Richard Legay spielte uns anschließend an seine Präsentation über transnationale radiophone Unterhaltungskultur Auszüge aus der englischsprachigen Radiosendung Top 20 mit dem britischen Kult-DJ Barry Alldis vom 08. August 1965 vor, die von Radio Luxembourg 208 ausgestrahlt worden war und sich primär an Hörerinnen und Hörer in Großbritannien richtete, aber auch in zahlreichen anderen Ländern sehr populär war. Beide Quellen verdeutlichen die transnationale Dimension populärkultureller Medien in den 1960er Jahren: sowohl bezogen auf die Produktionsebene als auch hinsichtlich der ausgestrahlten Inhalte und ihrer Rezipienten.

Gleichzeitig konkretisieren sich anhand des unterschiedlichen Quellenmaterials auch die Herausforderungen, vor denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bei der Erforschung von populärkulturellen Phänomenen und interkulturellen Produktions-, Vermittlungs- und Rezeptionsprozessen stehen. Während bei der Analyse audiovisueller Medien neben der Tonebene auch der Blick für die Bildkomposition und andere film- und fernsehanalytische Aspekte geschärft werden muss, können zur Untersuchung von Audiomaterial Instrumente der Sound Studies wichtige Anregungen geben. Auch das Fernseh- und Hörverhalten der Rezipienten in den 1960er Jahren darf bei der Medienanalyse nicht vernachlässigt werden.

Als großer Mehrwert der gemeinsamen Quellenanalyse und –diskussion, die zur Erweiterung des methodischen Portfolios konstitutiver Bestandteil der Workshops der Forschungsgruppe sind, erwies sich die interdisziplinäre Zusammensetzung von Popkult60. Die verschiedenen Perspektiven und methodischen Ansätze der einzelnen Fachdisziplinen ergänzten sich gegenseitig und führten zu neuen Erkenntnissen für die beteiligten Projektbearbeiterinnen und -bearbeiter.

Ann-Kristin Kurberg und Christoph Vatter