Für den 5. Workshop der Forschungsgruppe “Popkult60”, der sich dieses Mal dem Spannungsfeld “Soziale Diversität – Transversalität” widmet, kommt die Kulturhistorikerin Maja Figge (Universität der Künste Berlin) am 20. Juni nach Saarbrücken. Dort wird sie einen Vortrag zu “Figurationen von Deutschsein im bundesdeutschen Kino der fünfziger Jahre” halten.
Maja Figge, Erlösendes Weißsein. Figurationen von Deutschsein im bundesdeutschen Kino der fünfziger Jahr
Am 20. Juni, 18.00Uhr, Graduate Centre der Universität des Saarlandes
Im Februar 2017 kritisierte eine Arbeitsgruppe des UN-Menschenrechtsrats Deutschland für seinen Anti-Schwarzen Rassismus; neben institutioneller Diskriminierung und der Praxis des Racial Profiling wurde vor allem Deutschlands Ablehnung von Reparationszahlungen für den Genozid an den Herero und Nama im heutigen Namibia kritisiert. In meinem Vortrag bildet diese gegenwärtige Konjunktur des Rassismus (Demirović/Bojadžijev 2002) den Ausgangspunkt, von dem aus ich zeigen möchte, dass der Diskurs über Rassismus schon in den fünfziger Jahren, also in dem Jahrzehnt, in dem der Mythos der Abwesenheit des Rassismus (Bielefeld 1992) in der Bundesrepublik etabliert wurde, nur zu analysieren ist, wenn die postfaschistische und die postkoloniale Situation berücksichtigt wird. Hierfür betrachte ich Artikulationen von ‘Rasse’ und Rassismus in fiktionalen Filmen der fünfziger Jahre, die unmittelbar Anteil an der Produktion dieses Mythos hatten. Indem der Fokus auf die Figurationen weißer Männlichkeit gelegt wird, lässt sich zeigen, inwiefern diese ein ‘neues’, demokratisiertes und daher ‚nicht-(mehr-)rassistisches’ Selbstbild entwarfen, eine Vorstellung, die dabei half, im und durch das Kino die NS-Vergangenheit zu ‘bewältigen’. Als Mittel gegen die in den Filmen implizit verhandelten Schuldgefühle, wird Schwarzsein absorbiert, während zugleich Farbenblindheit behauptet wird. In der Analyse soll gezeigt werden, dass Deutschsein durch erinnerungspolitisch relevante filmische Bewegungen, deren Wirkmacht bis in die Gegenwart reicht, nämlich selektive Erinnerung (Moeller 2001) an die NS-Vergangenheit sowie die Leugnung von anti-Schwarzem Rassismus und der deutschen Kolonialgeschichte, als weiß und damit als erlöst und unschuldig refiguriert wurde.
Am 20. und 21. März findet den 5. Workshop der Forschungsgruppe, dessen Programm hier zu sehen ist.