Populärkultur Transnational – Europa in den langen 1960er Jahren
Verglichen mit den Vereinigten Staaten oder Großbritannien hatte die Geschichte der Populärkultur in vielen kontinentaleuropäischen Ländern lange einen schweren akademischen Stand. Zwar hat sich dies auch dort in den letzten beiden Jahrzehnten verändert: Populärkulturelle Produkte, Phänomene und Praktiken sind nunmehr in den zeithistorischen Forschungsbetrieb eingezogen und finden in jüngeren Handbüchern zur Geschichte des 20. Jahrhunderts teils marginal, teils ausgiebiger Erwähnung.
Dennoch wird das Erkenntnispotenzial von Populärkultur für den Wandel gesellschaftlicher und politischer Verhältnisse weiterhin unterschätzt, noch immer liegen zahlreiche relevante Themenbereiche wissenschaftlich brach. Dies gilt erst recht unter transnationalen Gesichtspunkten und für europäisch dimensionierte Untersuchungen. Denn bei allem Nachdenken über Methoden und Konzepte transnationaler Geschichte bilden klar abgegrenzte, quellengesättigte Studien, die Aspekte der Populärkultur in zwei oder mehr Gesellschaften vergleichs-, transfer- und verflechtungsgeschichtlich in den Blick nehmen, nach wie vor doch eher die Ausnahme als die Regel.
Das Projekt “Populärkultur transnational - Europa in den langen 1960er Jahren” setzt sich zum Ziel, offensichtliche zeitgeschichtliche Desiderate im Bereich transnationaler Populärkultur zu füllen, theoretische Debatten mit empirischen Fallstudien zu unterfüttern und den Mehrwert eines transnationalen Zugriffs gegenüber Einzelländeranalysen nachzuweisen. Geschehen soll dies durch sieben Populärkulturstudien, die allesamt über den nationalen Tellerrand hinausschauen und mehrere Länder, Kulturen und Gesellschaften berücksichtigen. Besonders weitreichende Einsichten lassen die allen Teilprojekten gemeinsame räumliche Rahmung (Westeuropa) und die zeitliche Eingrenzung (die langen 1960er Jahre) sowie die grundsätzlich eng verwobenen Forschungsdesigns erwarten, die potenziellen “Elfenbeinturm”-Gefahren in Verbundprojekten einen Riegel vorschieben, stattdessen eine hochdialogische Arbeitsweise und fast zwangsläufige teilprojektrelevante Synergien erlauben.
Ganz bewusst sind daher sämtliche vorgesehenen Untersuchungen im Kern wechselseitig aufeinander bezogen, operieren folgerichtig mit denselben, zumindest mit ähnlichen Leitfragen und verorten sich in mehreren forschungsrelevanten und erkenntnisträchtigen Spannungsfeldern von “Populärkultur transnational”.
Die verschiedene Projekte werden von Professoren der Universitäten des Saarlandes und Luxemburgs betreut.
Das Projekt wird vom Prof. Dr. Dietmar Hüser, dem Sprecher der Forschergruppe, geleitet und die Koordination übernimmt Dr. Maude Williams; beide sind an der Universität des Saarlandes tätig.
Nach einer ersten Projektphase (2018-2021) befindet sich die Forschungsgruppe in seiner zweiten Phase (2021-2024) mit neuen Teilprojekten, Projektleitern und Mitarbeitern.
Die sieben Teilprojekte der ersten Projektphase:
Betreuer: Ass.-Prof. Dr. Benoît Majerus
Ann-Kristin Kurberg, Grenzenlose Unterhaltung - Repräsentation und Inszenierung fremder Kulturen in Unterhaltungsshows im bundesdeutschen, französischen und spanischen Fernsehen der 1960er Jahre
Betreuer: Prof. Dr. Christoph Vatter
Betreuer: Prof. Dr. Andreas Fickers
Dr. Gunter Mahlerwein, Von der Märchenstunde zur Lebenswelt - Europäische Kinderserien in den langen 1960er Jahren
Betreuer: Prof. Dr. Clemens Zimmermann
Betreuer: Prof. Dr. Clemens Zimmermann
Julia Wack, “Ambitionierte Amateure” - Europäische Filmclubs in den langen 1960er Jahren
Betreuerin: Prof. Dr Sonja Kmec
Dr. Maude Williams, “Musik-Feld Europa” - Deutsch-französische Musikverflechtungen im Kontext transatlantischer und innereuropäischer Austauschdynamiken der langen 1960er Jahre
Betreuer: Prof. Dr. Dietmar Hüser
Die 10 Projekte der zweiten Phase:
Betreuer: Prof. Dr. Dietmar Hüser
Gunter Mahlerwein, Von popular zu populär und zurück - Das europäische Folkrevival der 1950er bis 1970er Jahre aus transnationaler und transregionaler Perspektive
Betreuer: Prof. Dr. Clemens Zimmermann
Sonja Malzner, Traumziel Indischer Ozean - Populärkulturelle Tourismusdiskurse im Kontext der Dekolonisierung und des beginnenden Ferntourismus
Betreuerin: Prof. Dr. Sonja Kmec
Sylvi Siebler, Der Alltag der Revolte - Die Transnationalität französischer und westdeutscher Landkommunen in den langen 1960er
Betreuer: Prof. Dr. Dietmar Hüser
Betreuer: Prof. Dr. Christoph Vatter
Betreuer: Prof. Dr. Andreas Fickers
Véronique Faber, Jahrmärkte in Grenzräumen - Eine transregionale Geschichte des Luxemburger Vergnügungsparks
Betreuerin: Machteld Venken
Betreuerin: Prof. Dr. Valérie Schafer
Antonia Schlotter, Wie Malefiz zu Barricade wurde - eine transnationale Geschichte des Gesellschaftsspiels der 1960er und 1970er Jahre
Betreuer: Clemens Zimmermann
Betreuer: Prof. Dr. Dietmar Hüser